Colditz

Zwischen der Steingutfabrik AG Colditz – „Aktie“ genannt – und dem Rüstungsbetrieb der Hugo und Alfred Schneider AG (HASAG) wurde ein Nutzungsvertrag abgeschlossen, der die Verwendung des gesamten Südwerks durch die HASAG zur Errichtung einer Rüstungsproduktion vorsah. Dazu gehörte auch der Einsatz von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Buchenwald.

Der erste Häftlingstransport von Buchenwald traf am 29. November 1944 und zwei weitere Häftlingstransporte trafen am 2. und 5. Dezember 1944 im Lager Colditz ein. Insgesamt waren über 450 Häftlinge im KZ Außenlager Colditz inhaftiert. Die Zahl der Häftlinge veränderte sich bis zum 21. Februar 1945 nicht wesentlich. Die Häftlinge waren überwiegend ungarische Juden. Daneben gab es eine „Führungsschicht“ aus überwiegend deutschen „kriminellen“ Häftlingen.
In der Zeit bis Februar 1945 erfolgte mehrfach der Austausch arbeitsunfähiger bzw. kranker Häftlinge. Insgesamt wurden zwischen dem 4. Dezember 1944 und dem 19. Januar 1945 63 Häftlinge nach Buchenwald zurückgeschickt und durch 68 neue Häftlinge (ebenfalls meistens ungarische Juden) ersetzt.

38 Menschen, die im KZ Außenlager Colditz überwiegend an Erschöpfung und Hunger starben, sind namentlich bekannt. Wahrscheinlich wurden auch einige Häftlinge Opfer von Misshandlungen durch die SS. Ein 17jähriger ungarischer Jude wurde „öffentlich“ hingerichtet. Einer der SS-Lagerführer erschoss den Jungen, entweder wegen des Diebstahls von Kartoffeln oder weil er „zu faul“ war.

Noch nicht geklärt ist die Frage, was mit den acht bis fünfzehn Leichen der Häftlinge geschah, die sich vor der „Evakuierung“ versteckten und noch vor dem Abmarsch entdeckt und erschossen wurden.

Bevor das „Judenkommando“ HASAG Colditz geräumt wurde, war das Lager für eine kurze Zeit völlig überbelegt. Am 21. Februar traf ein Transport mit 350 polnischen Juden in Colditz ein. Es waren Häftlinge, die zuvor aus dem Ghetto Tschenstochau nach Buchenwald deportiert worden waren.

Spätestens am 6. April 1945 traf dann auch noch der Evakuierungstransport aus dem RAW Jena mit einer Stärke von etwa 800 Häftlingen in Colditz ein. Diese 800 nichtjüdischen und die etwa 600 jüdischen Häftlinge aus Colditz verließen am 14. April 1945 das Lager Colditz in Richtung Theresienstadt. 377 Häftlinge gaben nach der Befreiung an, aus Colditz evakuiert worden zu sein. Was mit den anderen über 1.000 Häftlingen geschah, ist nicht bekannt.

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