Niederorschel
In Niederorschel wurde der Webtrakt der Mechanischen Weberei AG als KZ Außenlager umfunktioniert. Dieser war groß genug, um in dreistöckigen Betten mehrere hundert Häftlinge unterzubringen.
Auf dem Gelände des Eichsfelder Sperrholzwerkes Hermann Becher richteten die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Dessau AG ein Zweigwerk ein, in dem insgesamt 734 fast ausschließlich jüdische Männer in zwei Produktionshallen Flugzeugtragflächen produzieren mussten.
Das Lager und die Produktionsstätte waren durch einen Stacheldrahtkorridor miteinander verbunden.
Ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umzäunte das Lager und auch das Fabrikgelände. Die Bewachung der Häftlinge übernahmen 40 Wachmänner der Waffen-SS. Kommandoführer war SS-Hauptscharführer Hans Masorsky. Der stellvertretende Kommandoführer war SS-Oberscharführer Adam. Beide waren vorher Aufseher im KZ Majdanek.
In 12-Stunden-Schichten mussten Tragflächen für Flugzeuge hergestellt werden. Die Hallen waren im kalten Winter 1944/45 nicht geheizt. Eine schlecht isolierte Holzbaracke diente als Häftlingskantine. Die Versorgung war vollkommen unzureichend.
Zwischen dem 27. Oktober 1944 und dem 19. Februar 1945 starben im Außenkommando 19 Häftlinge.
Am 18. Februar 1945 wurden 135 Häftlinge in das KZ Außenlager Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt verschleppt.
Am 1. April 1945 wurden 527 Häftlinge auf den Todesmarsch in Richtung Buchenwald getrieben. Am 10. April 1945 erreichten 425 Häftlinge aus Niederorschel das Konzentrationslager Buchenwald – der letzte der vielen Todesmärsche nach Buchenwald.
Am Nachmittag des 11. April 1945 befreiten die Amerikaner das Lager.